Samstag, 27.06.2015, der 20. Seetag / Västervik – Ragö
Gesamt 18.6sm, 2.0sm unter Segel, 16.6sm unter Motor, 03h50′
Sofort, nachdem der Taucher wieder weg ist, machen wir uns ablegebereit und hauen aus dieser nicht sehr gastlichen Marina ab.
Zwar gibt es heute keinen Wind, nur 1-2 Bft., macht nichts, wir wollen nur weg. Irgendwohin, wo es ruhig ist, wo wir das erste Mal unseren Anker ins Schärengewässer werfen können, wir haben uns schon ein nettes Plätzchen „ausgekuckt“.
Raus geht es unter Motor aus dem Västervik Fahrwasser und wir versuchen trotz „keinem“ Wind zu segeln. Das geben wir aber nach 2 Meilen auf, für die wir fast eine Stunde gebraucht haben und fahren unter Motor und mit Stützsegel durch das Schärengewässer.
Um halb fünf kommen wir in der Gegend an, die ich zum Ankern auserkoren habe. Doch irgendwie gefällt mir diese Ecke nicht, dann diese nicht und dann auf einmal sehe ich einen kleinen Anleger, an dem schon 3,4 Motorboote und 3 Segler festgemacht haben.
Die beste aller Ehefrauen gerät leicht in Panik, weil sie sich natürlich auf ein Ankermanöver vorbereitet hat und nix mit Fendern, Heckbojen und soon Quatsch, aber ich kann sie beruhigen.
Ich frage einen netten schwedischen Motorbootfahrer -ja auch sowas gibt es, wie sich später herausstellt- nach der Wassertiefe und dann bereiten wir uns in aller Ruhe auf das Anlegemanöver vor. Eine goldrichtige Entscheidung, wie wir die nächsten 36 Stunden erfahren dürfen.
Hier gefällt es uns so gut, dass wir noch einen Tag bleiben und per pedes die wunderschöne Insel zu erkunden.
Montag, 29.06.2015, der 21. Seetag / Ragö – Haskö
Gesamt 31.2sm, 21.2sm unter Segel, 10.0sm unter Motor, 06h20′
Um 10.40h legen wir ab, nachdem wir uns noch von den schwedischen Nachbarn verabschiedet haben, die uns so viele Tipps gegeben haben. Ich habe leichte Schwierigkeiten, den Schäkel von der Boje loszubekommen, denn sie ist sehr niedrig.
Wir kurven noch einmal um diese schöne Insel herum und dann geht es südlich in das Fahrwasser zwischen Ragö und Hallmere. Wir biegen nach backbord ab und dann geht es wieder gen Norden an der Ostseite von Hallmere entlang.
Wir haben das Groß und die Genua oben und segeln bei 2-3 Bft. aus Südwest mit halben bzw. raumschots Kursen durch die wieder wunderschöne Schärenwelt. Wir passieren die Halbinsel Karö und weiter geht es gen Norden, vorbei an Stora Askö und Kvädö, wir zwischen den Inseln Kättilö und Fangö hindurch – den ganzen Tag geht es durch Natur- und Vogelschutzgebiete. Die nächsten Inseln, die wir passieren heißen Krakmarö und Armnö – die Namen passen irgendwie auch zu dieser Landschaft. Zwischen Lisselön und Bockholmen wird es dann noch einmal richtig eng und wir müssen vorsichtig zwischen den Steinen hindurchmanövrieren. Aber dann geht’s scharf nach backbord ab und wir sind an unserem heutigen Ziel angekommen.
Haskö ist eine fast geschlossene Bucht, in der man ankern kann, es gibt zwei Bojen und Felsliegeplätze, die natürlich schon besetzt sind, aber wir finden noch Platz an einem kleinen Steg, der vom ansässigen Fischer betrieben wird.
Premiere für uns: Zum ersten Mal kommt unser Heckanker in Einsatz. Heute das Reinwerfen war ja noch easy, mal sehen wie es morgen mit dem Rausholen beim Rückwärtsfahren wird.
Dieses ist wieder eine Idylle – bis ein paar junge Leute kommen, die die Sauna am Steg angeheizt hatten und nun ein bisschen Spaß haben wollen. Man muss auch jönne könne!
Wir genießen den Abend bei einem kleinen Spaziergang über die Insel, unseren inzwischen täglichen Besuch bei einer Kuhherde (Inge ist inzwischen spezialisiert auf Porträtaufnahmen von Kühen und ihren kleinen Kälbchen!) und dann den Blick über die kleine Bucht: Von der einen Seite scheint die Abendsonne und auf der anderen Seite der Vollmond. Kitsch lässt grüßen, aber es ist WAHR!
Dienstag, 30.06.2015, der 22. Seetag / Haskö – Nävekvarn
Gesamt 26.6sm, 14.5sm unter Segel, 12.1sm unter Motor, 05h50′
Das Ablegemanöver mit dem Einholen des Heckankers klappt auf Anhieb. Wir können uns also auf den Weg nach Nävekvarn machen, ebenfalls ein Tipp unseres schwedischen Nachbarn aus Ragö. Er hat hier seinen Heimathafen.
Wir verlassen um viertel vor elf also diese heimelige Bucht und biegen in nördlicher Richtung ins Fahrwasser ab. Nach 0.8sm, im Kullskärsdjupet, holen wir die Segel hoch, obwohl der Wind mit 2-3 Bft. nur mäßig weht. Aber es geht ganz gut und wir fahren hoch am Wind durch eine sehr enge Wasserstraße. Viele geben auf und fahren unter Motor, doch tapfer kämpfen wir uns mit etlichen Wenden in diesem engen Gewässer voran. Nur zweimal müssen wir kurz den Motor zur Unterstützung anwerfen, als es zu eng ist und windtechnisch gar nichts mehr geht. Der Wind ist nach wie vor ziemlich flau und so kommen wir nur langsam voran. Aber beim Segeln ist es ja bekanntlich wie beim Motorradfahren: Der Weg ist das Ziel!
Doch nach der Hälfte der geplanten Strecke ist dann auch für uns Schluß. Der Wind flüstert nur noch mit 1-2 Bft., und dann noch aus der Richtung, in die wir fahren wollen.
Also notgedrungen den Jockel angeworfen und es geht weiter. Wie üblich wechseln wir uns jede Stunde am Ruder ab. Inge hat heute sowohl Glück als auch Pech: Sie darf während der schönsten Segelpassagen bei Sonnenschein segeln, während ihrer Wache bekommt sie aber auch einen heftigen Regenschauer ab.
So gleicht sich alles wieder aus im Leben! Nach gut 5 Stunden, wir sind durch den Aspöfjärden am Leuchtturm Jungfrusalen vorbei, durch den Arkösund und durch den Bosöfjärden gekommen, biegen wir in das Fahrwasser in Richtung Norrköping ein. Wir müssen noch einen Frachter passieren lassen, dann können wir im Regen die Marina in Nävekvarn ansteuern. Diese Marina gehört einem Sportbootverein, der aber auch ca. 30 Gastliegeplätze anbietet. Wir finden ohne große Schwierigkeit einen Platz im Inneren des Hafens, am Steg mit Auslegern – sehr komfortabel.
Der Hafenmeister ist ein sehr netter, er spricht deutsch, das er aus seinem Berufsleben ins neue Rentner Dasein mitgenommen hat. Nach vier Tagen ohne Dusche und nur mit Plumpsklos, wird das Sanitärgebäude erst einmal ausgiebig genossen. Nach einem leckeren Abendessen, es gibt Nudeln mit Geschnetzeltem und Pilzen, verbringen wir einen ruhigen Abend. Auch haben wir hier mal wieder ein einigermaßen vernünftiges W-Lan und werden morgen sicher die eine oder andere e-mail beantworten können. D.h. wir werden morgen noch hierbleiben, es gibt ein paar interessante Sehenswürdigkeiten und Inge möchte zu gerne mal wieder eine Maschine Wäsche anschmeißen.
Donnerstag, 02.07.2015, der 23. Seetag / Nävekvarn – Stendörren
Gesamt 22.9sm, 0sm unter Segel, 22.9sm unter Motor, 04h00′
Nach dem Ablegen fahren wir noch schnell zum Tanken und zur Absaugstation. Dann geht es um 11.00h los: Ziel ist ein Ankerplatz bei Ringön, aber es stehen auch noch ein paar andere zur Auswahl. Strahlend blauer Himmel, 23-24°, aber leider kein Wind! Also ist heute Motorbootfahren angesagt. Aber die tolle Schärenlandschaft entschädigt uns für dieses Manko. Bereits nach einer Stunde haben wir Albäck an Backbord querab, wir passieren Oxelösund (sieht im Vorbeifahren nach schrecklich viel Industrie aus!), wir fahren zwischen den Schäreninseln Ragholmen und Risö hindurch und entscheiden uns dann für die erste Anker-Alternative in Stendörren. Dieses ist eine kleine Bucht zwischen Stora Krokholmen und Askö, wunderschön in einem
Naturschutzreservat gelegen. Die einzige Ankerboje ist schon belegt und auch die meisten Felsliegeplätze. Also ankern wir mitten in der Bucht, auf 2.6m Tiefe legen wir 15m Ankerkette und sind damit so sicher wie in Abrahams Schoss.
An heißen Sommertagen sollen sich hier um die 3000 Sonnen- und Wasseranbeter tummeln – sagt unser Törnführer. Aber gegen Abend herrscht absolute Ruhe und eine einzigartige Atmosphäre. Wir schlafen ganz hervorragend.
Freitag, 03.07.2015, der 24. Seetag / Stendörren – Nynäsham
Gesamt 26.2sm, 21.9sm unter Segel, 4.3sm unter Motor, 04h50′
Wir frühstücken im Sonnenschein im Cockpit, machen das Boot klar, und dann steht einem tollen Segeltag im Schärengewässer nichts mehr im Weg.
Anker einholen um viertel vor 11, eine viertel Stunde später sind die Segel oben und bei südlichen Winden um die 4 Bft. geht es zügig voran. Wiederum ein strahlend blauer Himmel ohne jede Bewölkung und bei Temperaturen um die 25° segelt sogar mein kleiner „Frostködel“ in kurzen Hosen und T-Shirt!
Nach knapp 5 Stunden haben wir unser heutiges Etappenziel Nynäshamn erreicht. Eine große Marina mit einer kleinen Promenade, wo sich Restaurant an Restaurant reiht. Es gibt aber auch einen Fischladen mit einer guten Auswahl und einen Stand mit Obst und Gemüse. Unsere Entscheidung ist schnell getroffen: Heute gibt es Spaghetti mit Knoblauch und Chili und dazu gebratenen Tuna. Ist einfach wieder sehr lecker gewesen. Mein Smutje hat wieder ihr Bestes gegeben.
Vor dem Essen gehen wir noch schnell den Ort anschauen, das ist schnell erledigt, denn es gibt nicht allzuviel Interessantes zu sehen.
Nynäsham ist der Fährort, von hier gehen u.a. die Fähren nach Gotland ab. Insofern kennt Inge das schon von ihrem Stockholm Besuch vor ein paar Tagen.
Wir liegen sehr unruhig im Hafen, er ist zum Fahrwasser hin ungeschützt und ganz offensichtlich macht es den Motorbootfahrer riesig Spaß, ordentlich Schwell zu erzeugen, der dann richtig in den Hafen reinknallt.
Trotzdem das Skipper Resümee für heute:
Ein toller Segeltag, auch wenn es manchmal durch Windböen und ziemlich fiese Welle von der Seite ein bisschen ruppig zur Sache gegangen ist.