Sonntag, 14.06.2015, der 15. Seetag /  Byxelkrok – Visby/Gotland
Gesamt 47.4sm, 31.4sm unter Segel, 16.0sm unter Motor, 09h20′

Bereits um 5min vor 9 legen wir ab – das Lotterleben der letzten Tage hat ein Ende. Und gleich zu Anfang beginnt die Sch….: An Statt auf meine Frau zu hören, die vorschlägt zum Ablegen in die Spring einzudampfen, weiß der „Herr Skipper“ es natürlich besser und meint, ganz locker von der Pier (wir liegen längsseits) wegfahren zu können. Ergebnis: Ein paar unnötige Schrammen an unserer kleinen Dicken, ein Skipper, der sich die „Platze ärgert“ und erst einmal ne Stunde Ruhe braucht, um sich wieder „einzukriegen“. Sehr hilfreich dann auch noch anhaltenden Kommentare der „Co-Skipperin“, was zu einem kleinen, aber deftigen Ehegewitter führt. „Ab morgen legst Du an und ab, wenn Du immer alles besser kannst!“ Aber zwischen Theorie und Praxis liegen ja bekanntlich Welten.

Die Wettervorhersage verspricht uns 3-4 Bft. aus W-SW, damit könnten wir gut leben. Am Anfang stimmt das ja auch noch, aber dann dreht der Wind erst auf NW, später wieder zurück auf SW, um dann zwischendrin einzuschlafen. Die ersten fünf Stunden können wir wunderbar segeln, es ist zwar bedeckt und „schweinekalt“, aber wir kommen gut voran. Nur ab und zu sehen wir einen Frachter oder eine Schnellfähre, Segelboote nur eins, das immer ein bisschen schneller ist als wir. Später lernen wir die Eigner kennen. Sie fahren eine HR40 und liegen dann in Visby neben uns. Gut dass sie schneller sind, so können sie unsere Leinen annehmen. Aber noch sind wir nicht da!

Um 2 Uhr ist so wenig Wind, dass wir den „Jockel“ anwerfen müssen und für 2 Stunden motoren wir so vor uns hin, bis dann aber wieder zumindest soviel Wind aufkommt, dass wir die letzten 2 Stunden noch segeln uns Gotland nähern können.

Um 18.15h machen wir dann in Visby fest. Ich habe über Dockspot.com einen Platz reserviert, weil wir hier unbedingt her müssen. Erstens muss Inge morgen mit der Fähre nach Stockholm und zweitens fliegt Birgit am Donnerstag in Visby ein, um eine Woche mit uns zu verbringen. Aber der Platz ist von jemanden belegt, obwohl fast der ganze Hafen frei ist. Na ja, legen wir uns halt daneben, aber manche „Grosskopferte“ gibts….. ich sage nicht, was das für eine Yacht ist.

Wir laufen noch ein paar Schritte, schauen wo morgen früh Inge’s Fähre ablegt, laufen in die Altstadt um einen ersten Eindruck zu gewinnen. Eine Traumstadt, wir sind froh, dass wir Visby in unser Programm aufgenommen haben!

Montag, 15.06.2015, bis Freitag, 19.06.2015 / Visby und der Norden Gotlands

Ursprünglich war der Plan, mit Birgit einmal um Gotland herum zu segeln. Warum haben wir das nicht gemacht? Wir wussten bereits, dass wir für den Tag unserer Rückkehr nach Visby keine Reservierung über Dockspot vornehmen konnten. Auf unsere Frage im Hafenbüro, ob wir für nächsten Donnerstag einen Liegeplatz buchen können, erhalten wir die Antwort, dass das unmöglich sei. Dann beginne die „politische Woche“ auf Gotland; alle Parteien, Bundespolitiker, das Parlament versammeln sich auf Gotland, um eine Woche lang ihre Bürger zu beglücken. Mit öffentlichen Veranstaltungen etc.

Letztes Jahr seien daher um die 300 Boote in dieser Zeit in der Marina gewesen, man rechne in etwa mit genauso vielen dieses Jahr – es können aber auch noch mehr werden.
Also keine Reservierung, aber wir sollen nur kommen, wir würden schon irgendwo ein Plätzchen bekommen. Hört sich nicht nach einem guten Plan an!

Also erste Überlegungen nach einem Ausweichhafen, von dem aus Birgit aber Visby und ihr Flugzeug nach Stockholm erreichen kann. Verstärkt wird unser Nachdenken durch eigenartige Mienenspiele all derer, denen wir von unserem Plan erzählen, einmal um Gotland zu segeln. Die beste Ehefrau der Welt meint dann auch gleich: „Wieso kucken die so komisch, wenn wir das sagen?“

Also nochmals die Törnführer gewälzt, im Internet die in Frage kommenden Marinas und Häfen genauer angeschaut, so richtig wissen wir immer noch nicht, was wir machen sollen. Nun ja, kommt Zeit, kommt Rat.

Erstmal fährt Inge heute am Montag vormittag mit der Fähre nach Nynäshamn, von dort mit dem Bus-Shuttle nach Stockholm, wo sie dann übernachtet und am Dienstag morgen in die Klinik zu ihrer Behandlung geht. Ein bisschen angespannt, ob denn auch alles so klapt, wie per Internet vereinbart.

Nachdem ich Inge zur Fähre gebracht habe, mache mich auf den Weg um irgendwo einen Ersatz für ein defektes Schapp-Scharnier zu bekommen. Ich werde von Pontius zu Pilatus geschickt, ich glaube ich bin in 8 verschiedenen Baumärkten, technischen Märkten, Büromöbel-Läden, Eisenwarenhandlungen und wer weiss noch wo gewesen, nach 17 Kilometern, bin ich immer noch erfolglos und ziemlich platt. Aber ich kann nicht behaupten, ich hätte von Visby nichts gesehen!
Ich gehe zum Schiff zurück und mache mir was zu essen. Noch ein wenig lesen, Akkordeon üben und dann bin ich reif für mein Bett.

Dienstagmorgen schlafe ich erst einmal richtig aus. Nach einem ausgiebigen Frühstück setze ich die Idee um, die mir unter der Dusche gekommen ist, und rufe den alten Bekannten bei Bavaria, Murphy Mende an. Ich schildere mein Problem, das allgemeine Problem von Bavaria-Kunden Ersatzteile über die Händler zu bekommen, und erfahre zu meinem Erstaunen, dass Bavaria das wohl inzwischen auch schon registriert hat. Für Fälle wie mich liefert dann Bavaria Ersatzteile auch schon mal direkt aus. Ich bestelle das Scharnier und auch gleich noch einen Deckel für die Landstromversorgung, auf dessen Lieferung durch den Bavaria Händler in Laboe ich schon fast ein Jahr warte, beides soll in die Marina nach Stockholm geliefert werden. Bin mal gespannt, ob das klappt.

Ich konferiere auch länger mit der Firma, die mein Bugstrahlruder eingebaut hat. Mit Hilfe der „telefonischen Hotline“ durch Herrn Buschmann von Side power hänge ich kopfüber im Vorschiff und baue den Motor des Bugstrahlruders auseinander. Wir schließen eine potentielle Fehlerquelle nach der anderen gemeinsam aus – und finden keine Lösung. Der nächste Schritt soll sein, dass ich tauche und den Propeller unter Wasser wieder abschraube. Falls die Rückseite nicht ausgefräst sein sollte, DANN kann es nur sein, dass das Getriebe defekt ist. Soll angeblich nur in einem von tausend Fällen passieren – zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Side-Power-Händler!!!

Ich messe mal kurz die Temperatur des Hafenwassers und entscheide spontan, dass dieses Problem auch noch später im Sommer gelöst werden kann.
Denn Nachmittag verbringe ich damit, dass ich ein wenig am Boot rumpussele, es gibt ja immer was zu schrauben und zu tun, vergnüge mich mit meinem Akkordeon und genieße es, nun auch mal wieder „ganz für mich“ zu sein.

Gegen Abend kommt Inge pünktlich mit der Fähre aus Stockholm zurück und wir gehen in die Altstadt zum Dinner.

Am Mittwoch wird erst mal wieder geputzt. Heute nachmittag erwarten wir Birgit, eine ehemalige Kollegin von Inge, die schon vor zwei Jahren eine Woche mit uns auf der XIOS verbracht hat.

Nachdem alles blitzt und Inge ihre Habseligkeiten aus der „Eignerkabine“ nach hinten zum „Schiffsjungen“ gebracht hat, sind wir fertig – im wahrsten Sinne des Wortes.

Birgit kommt pünktlich mit dem Flughafenbus an und nachdem sie ihre Sache verstaut hat, machen wir mit ihr einen ersten Bummel durch Visby.

Inge kocht was Leckeres und wir beschließen früh den Tag – Birgit ist schließlich schon seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen.

Donnerstag vormittag machen wir einen geführten Stadtrundgang durch Visby. Ein netter schottischer Weltenbummler, der sich vor ein paar Jahren in Visby niedergelassen hat und sich mit diesem englischsprachigen Service selbständig gemacht hat, ist unser Stadtführer. Launig, sehr informativ und auf jede Frage eine Antwort – er macht das wirklich toll! Die zwei Stunden vergehen wie im Flug und wir lernen viel über die Geschichte dieser Stadt.

In einem netten kleinen Gartencafe erholen wir uns von den Strapazen und machen Pläne für den kommenden Tag. Wir beschliessen uns einen Mietwagen zu gönnen und zumindest mal den Nordteil von Gotland und die Insel Farö zu erkunden, nachdem unsere Entscheidung, NICHT mit dem Boot um Gotland herumzufahren, auch die Zustimmung von Birgit findet. Sie bucht ihren Rückflug um und sie wird ihren Rückflug direkt von Stockholm aus antreten – ohne den Zubringerflug aus Visby.

Nach dem Frühstück am Freitag -heute beginnt übrigens das Mitsommerfest, das bis zum Sonntag dauert, und in Schweden nach Weihnachten das zweitwichtigste Fest ist- übernehmen wir im Hafenbüro den Mietwagen, eine alte japanische Scherbel, und machen uns auf den Weg. Das Wetter ist nicht sehr schön, zum Teil regnet es recht heftig. Wir fahren an der Westküste Gotlands nordwärts, machen ein paar Stopps an uns empfohlenen Aussichtspunkten (hier geht es speziell um die „Rauka“ genannten Steingebilde aus Urzeiten), und gelangen über Lickershamn nach Kappelshamn.

Die vom Hafenmeister empfohlene Strecke direkt an der Küste entlang entpuppt sich als Sand- bzw. Kiesstraße, die von den heftigen Regenfällen teilweise massiv überspült ist. Birgit opfert sich an besonders kritischen Stellen um durch die Wassermassen zu steigen, um zu sehen, ob wir da mit unserem Auto überhaupt durchkommen. Wir taufen unseren Trip zu den „XIOS-adventure-tours“ um und sind froh als wir wieder festen Asphalt unter den Rädern haben. Aber die Aussichten sind schon phänomenal.

Wir erreichen Farösund und setzen mit der kostenlosen Fähre, die halbstündlich rund um die Uhr verkehrt, über. Wir fahren die Westküste Farös hoch bis Lauterhorn, wo die schönste Marina der Insel sein soll (eine ziemliche Enttäuschung, da sind wir Besseres gewohnt) und, da ja schließlich Mittsommer ist, packen wir trotz des schlechten Wetters mit gelegentlichem Regen unseren Cobb und den Picknickkorb aus und es wird gegrillt! Wegen des Wetters wird das allerdings eine recht kurze Angelegenheit und schon bald sind wir wieder im Auto und weiter geht’s.

In St. Olofsholm machen wir noch einen kleinen Spaziergang in einem Naturschutzgebiet, dort gibt es auch wieder noch mehr „Raukas“, dann aber geht es auf direktem Weg über Slite zurück nach Visby.

Ein schöner Ausflug trotz des durchwachsenen Wetters, der uns aber auch in unserer Entscheidung bestätigt, nicht mit der XIOS um die Insel zu fahren, sondern wieder zurück nach Öland.

Den Abend beschliessen wir wieder in „unserem“ Restaurant mit einem leckeren Dinner.

Dann geht es schnell in die Heia, denn morgen wollen wir -für unsere Verhältnisse- zeitig los.

Schei…!!!

Gestern abend habe ich für fünf Tage den Törnbericht geschrieben. Sagte gerade „let’s call it a day“, da stürzt das Programm ab!!!

Natürlich zwischendrin keine Datensicherung gemacht, die Arbeit von 1 1/2 Stunden im A….!

Ich wollte eigentlich mit dem ganzen Quatsch aufhören und den ganzen Törnbericht in die Tonne klopfen, aber meine bessere Hälfte meinte nur lakonisch, dass kannst du nicht machen, du hast doch Elke versprochen, dass der Törnbericht bald kommt. Na dann, nur für Elke, schreib ich den ganzen Mist halt noch einmal.

 

Impressionen aus Gotland und Visby

So, morgen verlassen wir nun diese schöne Insel wieder – Visby ist einfach eine Traumstadt, fühlt sich irgendwie südeuropäisch an und die vielen Studenten tragen sicher zu einem regen Inselleben bei.

2015 Ostsee Teil 1 – Von Flensburg in den Stockholmer Schärengarten

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