Freitag, 29.05.2015, der 4. Seetag / Kühlungsborn – Gedser (DK)
Gesamt 27.2sm, 13.9sm unter Segel, 13.3sm unter Motor, 06h00′

Heute geht es nun endlich los! Gestern hat uns unsere Nichte Laura nach Kühlungsborn gebracht, wir haben noch eine Kleinigkeit zusammen gegessen und dann ist Laura auch schon wieder Richtung Hamburg abgedampft. Unsere Klamotten sind schnell verstaut, wir kaufen morgens noch ein wenig ein und um viertel vor zwölf legen wir ab.

Anfangs haben wir noch schöne 4 Bft. aus Südwest und wir können die ersten zwei Stunden segeln. Dann flaut der Wind so ab, dass wir bereits den „Jockel“ anwerfen müssen – das geht ja schon gut wieder los! 2 Stunden motoren wir, dann hat der Windgott ein Einsehen und wir dürfen den Rest noch segeln. Nach genau 6 Stunden machen wir in Gedser fest. Aber die Wettervorhersage für den morgigen Tag verheißt nichts Gutes: Sturmvorhersage und Starkregen! Also beschliessen wir gleich mal unseren ersten Hafentag.

Die Wettervorhersage behält recht: Mit über 36kn Wind bläst es über uns hinweg, der Regen trommelt auf die Kuchenbude, aber wir haben es bei laufender Heizung nicht ungemütlich.

Auch Samstagnacht weht es ziemlich stürmisch, so um die 25kn Wind im Mittel, mal sehen, was der morgige Tag bringt.

 

Sonntag, 31.05.2015, der 5. Seetag / Gedser – Klintholm
Gesamt 34.6sm, 30.1sm unter Segel, 4.5sm unter Motor, 06h00′

Über Nacht ist es ruhiger geworden. Wir legen aber trotzdem erst gegen Mittag ab und nachdem wir aus dem Fahrwasser vor Klintholm raus sind, kommen die Segel hoch. Anfangs haben wir nur die Genua draußen und machen gute Fahrt, aber nach einer dreiviertel Stunde kommen die ganzen „Plünnen“ raus. Bei anfangs 4 Bft Wind aus südlichen Richtungen, später bei 3, in Böen 5 Bft, kann nun auch das neue Großsegel zeigen, was es taugt.

Nach einer Rauschefahrt machen wir nach 6 Stunden und 35sm über Grund in Klinthom fest. Ein Super-Segeltag, auch wenn es mit um die 10°C für unseren Geschmack viel zu kalt ist und auch der leichte Regen hat die Freude ein wenig getrübt. Auch das Anlegemanöver darf man als nicht so ganz geglückt bezeichnen. Schuld hat natürlich nur die Tatsache, daß mein neues Spielzeug, das Bugstrahlruder, nicht mehr will!!! Der Schalter am Schaltpaneel ist kaputt. Also muß ich erst einmal versuchen Herrn Buschmann zu erreichen, der mir dieses Wunderwerk verkauft und eingebaut hat. Er reagiert aber sehr professionell und freundlich und verspricht, mir dieses Teil umgehend nach Karlskrona zu schicken. Was soll’s, wir sind schließlich vorher auch ohne Bugstrahlruder zurecht gekommen.

Inge hat dann schnell was in der Kombüse gezaubert: Hühnchen chinesisch mit Reis. Leider war das morgens gekaufte Hühnerfleich nicht mehr ganz frisch, so dass wir unseren ersten „Veggie-Day“ einlegen durften. Aber auch ich als bekannter „Fleisch-Fresser“ habe das überlebt.

 

Montag, 01.06.2015, der 6. Seetag / Klintholm – Gislövsläge (SWE)
Gesamt 38.3sm, 15.6sm unter Segel, 22.7sm unter Motor, 07h20′

Nach dem gestrigen „Hafenkino“ gelingt heute das Ablegemanöver ruhig und reibungslos. Wir fahren unter Motor bis wir aus dem „Fischereigebiet“ raus sind und dann nichts wie rauf mit den Segeln. Wir haben Windstärke 4-5 Bft. aus Südwest, der richtige Wind um uns rüber nach Schweden zu bringen. So fahren wir mit raumem Windkurs, teilweise vor dem Wind und kommen gut voran. Sicherheitshalber wird ein Bullenstander gesetzt, was haben wir nicht alles bei Udo Rahmann gelernt!

Um 15.40h hole ich den Dannebro ein und die schwedische Gastlandflagge wird gehisst. Nun sind wir also wieder da, wo wir die nächsten Wochen verbringen werden und worauf wir uns schon so lange gefreut haben.
Inge hat leider vergessen RASMUS dem ihm zustehenden Schluck Sherry zu gewähren. Also rächt er sich und läßt den Wind einschlafen. Strafe muss sein!
Was bleibt uns also übrig, als den Motor anzuwerfen, wenn wir heute noch nach Gislövsläge kommen wollen. Dort machen wir um 19.20h in dem Hafen fest, den wir vor zwei Jahren schon einmal besucht haben. Auch das Anlegemanöver funktioniert bestens, warum habe ich eigentlich ein Bugstrahlruder einbauen lassen?

Nachdem wir klar Schiff gemacht haben, gibt es die Frikadellen und den Kartoffelsalat, die Inge heute morgen schon vorbereitet hat. Lecker, und wir beschließen den Abend mit Lesen bzw. Inge werkelt bereits an dem neuen Fotobuch von diesem Törn.

Die Wettervorhersage für die nächsten Tage verheißt nichts Gutes!!!

Dienstag, 02.06.2015, und Mittwoch, 03.06.2015

Die Wettervorhersage hat Recht behalten: Wir sind in Gislövsläge eingeweht. Der Wind bläst mit 6-8 Bft, teilweise zeigen die Instrumente 9 Bft. an.

Also notgedrungen Hafentage. Was kann man nur mit dieser geschenkten Zeit anfangen? Inge hat die Idee, das erste Mal bereits zu waschen. Hätte sie besser sein gelassen. Beim Versuch, mit einem Beutel Schmutzwäsche in der Hand die neue Bugleiter herunterzukommen, geschieht es:

Andreas in der warmen Stube hört nur ganz fürchterliche Schreie: „Andreas, Andreas!!!!!“. Inge ist von der Bugleiter gestürzt, dabei mit dem Hinterkopf auf die Stegkante geschlagen, und ab ins kalte Hafenbecken.

Nun kann ich feststellen, wie schwierig es für eine einzelne Person ist, jemand mit nassen Segelklamotten aus dem Wasser zu ziehen. Ich habe es alleine nicht geschafft. Also lossprinten und Hilfe suchen. Ein netter schwedischer Segler kommt mit mir zurückgespurtet und zu zweit gelingt es uns, Inge aus dem Wasser zu hieven. Tapfer hält sie den Beutel mit der Schmutzwäsche fest umklammert. Die Brille und ihr „XIOS-Cappy“ sind leider verschwunden.

Nach einer heißen Dusche untersuche ich erst einmal die Platzwunde am Hinterkopf und wir entscheiden, daß das in einer Klinik behandelt werden muß.

Ich habe einige Schwierigkeiten ein Taxi zu bekommen, daß uns die paar Kilometer nach Trelleborg ins Krankenhaus bringen kann. Aber dann kommt es endlich und im Krankenhaus geht alles fix. Erst einmal grosse Verwunderung, dann es jemanden gibt, der nicht die europäische Krankenversicherungskarte hat, sondern privat versichert ist, dann die salomonische Entscheidung, Inge kostenlos zu behandeln.

Es würde sonst sehr teuer, versichert man uns. Die Vermutung liegt nahe, dass der Verwaltungsaufwand wohl ziemlich groß gewesen wäre. Was soll’s, die Wunde wird dann halt kostenlos geklebt und auf den Papierkram können wir gut verzichten.

Wie im richtigen Leben gibt es natürlich zwei divergierende Interpretationen dieses Unglücks.

Inge spricht von einem versuchten Mordanschlag. Ich hätte mit Absicht die Bugleiter am Anker so befestigt und diesen nicht richtig fixiert, so dass der Anker umschlagen konnte und Inge ins Wasser warf.

Meine Interpretation geht mehr in Richtung Dösigkeit und das Nicht-hören-wollen auf den lieben Mann, der vorher noch zweimal angeboten hat, den Wäschesack zum Steg runterzureichen.
Das lässt sich wohl nicht mehr so ganz aufklären. Gott sei Dank ist nichts Ernstes passiert, obwohl Inge sich natürlich noch 3 Wochen lang über den Klebstoff in ihren Haaren aufregen kann. 

So haben wir den ersten Hafentag verbracht. Damit am zweiten Tag nichts passieren kann, haben wir „gaaanz langsam“ gemacht. Erstmal ausschlafen, dann lesen, ein bisschen kochen, ein wenig spazierengehen – also möglichst wenig unfallträchtige Tätigkeiten. Der Tag verläuft dann auch ohne weitere Zwischenfälle.

Der Wetterbericht verspricht für den nächsten Tag auch weniger Wind, so gehen wir früh schlafen, damit wir beiden „Nachteulen“ rechtzeitig aus dem Bett kommen.
Denn für morgen ist ein längerer Schlag vorgesehen.

 

Donnerstag, 04.06.2015, der 7. Seetag / Gislövsläge – Simrishamn
Gesamt 54.0sm, 49.1sm unter Segel, 4.9sm unter Motor, 09h00′

Für uns mitten in der Nacht, also um 09.20h, legen wir mit einem perfekten Manöver in Gislövsläge ab. Sofort kommen die Segel rauf, Vollzeug, und bei 4-5 Bft. aus NW geht die Post ab. Mit raumem Windkurs rauschen wir nur so dahin.
Ein paar Halsen und genau 9 Stunden später machen wir in Simrishamn fest.

60sm Fdw (für Landratten: Fahrt durchs Wasser) bzw. 54sm FüG (Fahrt über Grund), das ist für unsere kleine dicke XIOS bei dem Wind schon ne richtige Hausnummer!!!
Uns hat es richtig Spass gemacht! By the way: Es ist natürlich immer noch viel zu kalt, aber was will man mehr, es hat wenigstens nicht geregnet und der Wind kommt aus der richtigen Richtung.
Nach dem Tag gönnen wir uns ein paar leckere Hamburger im Cimbris und entscheiden, einen Tag in Simrishamn zu bleiben und uns das Städtchen mal näher anzusehen.

2015 Ostsee Teil 1 – Von Flensburg in den Stockholmer Schärengarten

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