Samstag, 11.07.2015, der 27. Seetag / Stockholm/Wasahamnen – Malmakvarn
Gesamt 24.4sm, 11.7sm unter Segel, 12.7sm unter Motor, 04h55′

Ab heute wollen wir mit Angie die Schären rund um Stockholm unsicher machen. Wir schlafen erst einmal aus, frühstücken in Ruhe, stellen uns in die Reihe der Duschwilligen (das mit der Sanitäranlage ist in dieser Marina wirklich eine Katastrophe!!!) und machen dann unser Boot startklar. Um viertel vor zwölf legen wir ab und fahren unter Motor durch das Stockholmer Hafen-/Schärengebiet und biegen dann nach 4sm wieder in unseren beliebten Kanal ein, den wir schon Sonntag auf dem Weg nach Stockholm gefahren sind. Heute ist es zwar sonnig, aber kühler, deswegen sind auch nicht so viele Motorbootfahrer zum Baden unterwegs.

Nachdem auch Angie das reichhaltige Villenangebot begutachtet hat und sich „ihr“ Haus ausgesucht hat, können wir am Ende des Kanals Segel setzen.


Bei Windstärke 3 aus N/NW fahren wir mit Raumschots-Kurs durch das Schärengebiet. Wir halten uns heute aber nördlich von Kalvholmen, fahren an Näset und Grönö vorbei und steuern schon nach knapp fünf Stunden unser heutiges Ziel Malmakvarn an. Dieses ist eine Empfehlung aus unserem Törnführer („Schweden: Südküste, Ostküste, Öland, Gotland – von Gerti u. Harm Claußen“), der diesen kleinen, von einem Segelverein betriebenen Hafen als sehr gastfreundlich empfiehlt. Das können wir nur best

ätigen. Schon bei der Ansteuerung kommt uns ein kleines Motorboot entgegen, wir werden nach unserem Tiefgang gefragt, und dann steuert der Hafenmeister gezielt eine (der letzten) freien Bojen an. Wir machen fest, der Anlegesaft wird getrunken, die Mädels steigen schon mal auf einen Steinhügel um die Übersicht zu kriegen, während ich Klar-Schiff mache.  

Direkt am Hafen ist ein Restaurant, von dem aus es verlockend duftet. Angebot heute „Sill & Grill „, doch wir bleiben standhaft, haben die Mädels doch gestern vorgesorgt und unseren Kühlschrank reich bestückt. Während ich auf dem Hügel mit einem Hamburger und schwedischen Seglern Tipps und Empfehlungen austausche, bereiten Inge und Angie unser Abendessen vor. Es gibt Huhn Cacciatore mit Nudeln. Sehr lecker, auch in der etwas anderen Bootsvariante – ohne frische Kräuter. Unser Nachtmahl können wir im Sonnenlicht im Cockpit genießen, doch als die Sonne hinter den Hügeln verschwindet, wird es schnell kühl. Die Damen machen die Kombüse wieder klar und ich baue die Kuchenbude auf und mache die Routenplanung für morgen, damit wir noch ein wenig „Phase-10“ spielen können.

Um 23.00 Uhr ist Angie reif für ihre Koje und auch Inge ist schon wieder müde. Also ist für die Damen Bettruhe angesagt, während ich noch ein wenig an meinem Törnbericht bastel.

 

Sonntag, 12.07.2015, der 28. Seetag / Malmakvarn – Utö
Gesamt 22.7sm, 12.5sm unter Segel, 10.2sm unter Motor, 05h05′

Nach einer ruhigen Nacht frühstücken wir in aller Ruhe. Angie muss natürlich auch noch das „pink“-farbene Duschbad in Anspruch nehmen. Angie hat sich dafür entschieden, lieber kurze Tagestörns durch die Schärenwelt zu fahren, als die „große Meilenschrubberei“.

Die würde allerdings heute auch die Wettervorhersage nicht unbedingt hergeben. Max. 3 Bft. aus östlichen Richtungen sind vorhergesagt, tatsächlich ist es aber durchschnittlich 1 Bft. weniger.

Um kurz vor halb zwölf legen wir ab und haben dann auch schon bald die Segel gesetzt. Es ist aber bei der herrschenden Windstärke oder besser -schwäche eine ziemliche Plackerei. Segel rauf, Segel runter, weil immer wieder der Wind ganz einschläft. Aber wir können zumindest mehr als die Hälfte der heutigen Etappe segeln. Angie macht die erste Stunde und wird dann von Inge abgelöst, als wir St. Husarn an stb. querab anliegen haben. An der Nordspitze von Ornö löse ich Inge am Ruder ab und habe während meiner Stunde „Dienst“ (natürlich) schönsten Sonnenschein und komme auch fast die ganze Zeit ohne Motorunterstützung aus. Das ändert sich dann mit dem „Damen-Wechsel“: Die Sonne verschwindet und Angie steht eine Zeit lang im Regen alleine an Deck. Wir zwei anderen haben wichtige Dinge unter Deck zu erledigen!

An der Südspitze von Ornö löst Inge dann noch einmal für 20min Angie ab, bis dann für die Ansteuerung unseres heutigen Ziels der Chef wieder ans Ruder darf (muss!!!).

Um kurz vor halb fünf machen wir im Nordteil der Marina Utö (Norra Persholmen) am Steg mit Heckanker fest. Leider fasst der Anker nicht im ersten Versuch, aber der nette schwedische Nachbar kommt mit seinem Schlauchboot zur Hilfe und bringt den Anker nochmals aus. Diesmal gräbt er sich ein.

Wir nutzen das bisschen letzten Sonnenschein um die Lage zu inspizieren, unsere Liegegebühr zu bezahlen und ein leckeres Eis zu schlecken. Die Frage nach dem heutigen Abendessen ist auch schnell beantwortet. Bei unserem Rundgang durch das „Dörfchen“ lesen wir die Speisekarte am Restaurant „Nya Dannekrogen“ am Hafen und entscheiden uns alle drei spontan für Pizza. Damit ist das auch geklärt.

Dort kehren wir dann nach unserem Spaziergang direkt ein und lassen es uns schmecken.

Der Abend endet mit einem Schnell-Lehrgang für Angie in der Routenplanung mit Navionics – ob da viel hängengeblieben ist?

Um 23.00h ist dann für die Bord-Ladies Nachtruhe angesagt – Zeit für mich, ein wenig zu lesen und mein Bord-Tagebuch zu führen, bevor ich mich dann auch in die Horizontale begebe.

 

Montag, 13.07.2015, der 29. Seetag / Utö – Natarö
Gesamt 11.3sm, 6.7sm unter Segel, 4.6sm unter Motor, 02h40′

Der Wetterbericht von gestern abend hat KEIN Segelwetter versprochen. Deshalb schlafen wir aus, duschen alle ausgiebig, die Mädels holen vom Bäcker frisches Brot und Brötchen und wir frühstücken in aller Ruhe.

Wir diskutieren, ob wir heute außenrum um Utö fahren, oder das kurze Stück auf unserer Seite oder aber noch eine Nacht in Utö bleiben. Da der Ort so spannend nicht ist, Angie gerne das Erlebnis des Ankerns mit uns haben möchte und da es auch „für umsonst“ ist, entscheiden wir uns für den kürzesten Weg unter Motor zu der geplanten Ankerbucht. Wir werden angenehm überrascht: Der Wind pustet mit 3 Bft und schon haben wir die Segel oben. Es wird ein zwar kurzer, aber sehr schöner Schlag.

Auf unserem Weg kommen wir bei Älvsnabben an einem Monument vorbei. Es steht oberhalb eines kleinen Leuchtturms auf den bewaldeten Felsen. Es ist ein ziemlich massives Monument bestehend aus einem Steinquader mit einem Anker oben drauf. Dieses ist der Punkt, von dem aus der Schwedenkönig Gustav Adolf II. 1630 losgesegelt ist, um auf Seiten der Protestanten in den Dreißigjährigen Krieg einzugreifen.

Meistens scheint sogar -entgegen der Wetterprognose- die Sonne und schon bald sind wir an unserem heutigen Ziel angekommen. Es handelt sich um eine kleine Ankerbucht, dort soll es nur einen kleinen öffentlichen Steg und ein Plumpsklo geben. Wir reiben uns die Augen. Wo absolute Einsamkeit zu erwarten war, gibt es die schönsten Ferienhäuser mit eigenen Stegen. Da es aber nicht so viele sind entschließen wir uns, dort doch zu ankern. Auf 3m Tiefe fällt unser Anker und wir liegen wunderbar im Südteil dieser kleinen Bucht. Wir faulenzen, lesen, fotografieren, kochen, spülen. Angie kriegt dann sogar noch ihren geliebten Sonnenuntergang geboten, der mit allem was fotografieren kann (die neue Sony, das Handy, das Tablet) für die Ewigkeit festgehalten wird.

Nach einem leckeren Essen, es gibt Schweinefilet mit Ratatouille, und dem obligatorischen Spülen müssen wir noch unser „Phase-10“ Spiel fertigspielen.
Die Mädels klönen dann noch ein bisschen während ich mich mit meinem Kindle vergnüge. Um kurz nach Mitternacht ist dann Zeit, in die Koje zu klettern. Der Anker hält, der Ankerlicht ist an und wir sind alle rechtschaffen müde.

 

Dienstag, 14.07.2015, der 30. Seetag / Natarö – Dalarö
Gesamt 20.1sm, 19.1sm unter Segel, 1.0sm unter Motor, 04h50′

Nach einer ruhigen Nacht vor Anker erleben wir einen sonnigen Morgen. Die Wettervorhersage stimmt zum Glück mal wieder nicht. Vorhersage war vormittags kaum Wind, nachmittags auf 3 Bft. auffrischend. Aber als wir aus unserer Ankerbucht heraus sind, können wir sofort die Segel setzen und Kurs in Richtung Norden aufnehmen. Die nächsten Stunden wird gehalst, was das Zeug hält. Es macht viel Spaß und der Wind weht mit konstanten 3 Bft. aus Süden.

Wir kommen wieder an dem Monument vorbei (s.o.) und passieren auf unserem Weg nach Dalarö Muskö, Alvsnabben und Toklo. Wir können Angelika auch noch die Festung zeigen und die vielen abgestorbenen (abgefressenen?) Bäume mit den vielen Vögeln drauf. Direkt nach der Festung biegen wir ab und steuern unser heutiges Ziel an. Wir segeln bis kurz vor die Marina, beim Einholen der Genua klemmt sich wieder einmal die Aufrollanlage ein. Also Motor an, Groß einholen, und ich nach vorne, um den Schaden zu beheben. Eine halbe Stunde dauert es bis wir die Genua einrollen können.

Muss ich morgen früh, wenn die Damen zum Einkaufen gehen, unbedingt mir noch einmal in Ruhe anschauen, was da los ist.

Im Hafen „Askfatshamnen“werden wir wie beim letzten Mal freundlichst empfangen, bekommen unseren Liegeplatz zugewiesen und die Leinen werden auch wieder vom Hafenmeister angenommen. War also beim letzten Mal keine Eintagsfliege, dieser Superservice!

Wir wollten natürlich unbedingt wissen, was „Askfatshamnen“ übersetzt heißt und als wir das dann wussten, woher der Name seinen Ursprung hat.

Asfatshamnen heisst übersetzt Aschenbecherhafen. Vor mehr als hundert Jahren wurden die bei der Erzförderung entstanden Aschereste hier in diese Bucht gekippt. Daher der Name!

Beim Klarschiff machen, reißt erst Angelika den Reißverschluß-Zipper vom Lazy Bag ab und dann verletzt sich Inge auch noch am Bein. Dabei war der Tag doch bisher so super verlaufen.

Na ja, für den Reißverschluß haben wir vielleicht ja wieder unseren Segelmacher in Stockholm und die Beule an Inge’s Knöchel wird wohl auch wieder abschwellen.

Zum Ausgleich oder besser zur Abrundung eines schönen Segeltages gehen wir nach Dusche und Feinmachen wieder ins „Sol Sidan“ am Hafen. Dort haben wir uns schon letztes Mal verwöhnen lassen und auch heute sind wir mehr als zufrieden: Ein kleiner Caesar’s Salad als Vorspeise, dann für Angelika ein Fischtöpfchen und für Inge und mich ein Stück Kalbfleisch, 20 Stunden geköchelt, ein Genuss.
Zum Nachtisch gibt es für Angie Panna Cotta, für Inge Eis mit Baiser und für mich ein Gedicht von einem Schoko-Ball.

Den krönenden Abschluss des Abends gibt es dann mit einem großartigen Sieg von mir im „Phase-10“ Endspiel, der Verlängerung von gestern – wie gut, dass mir meine Lieblingsschwägerin per Telefon den Sieg gewünscht hat!!!

Die Ladies fallen um 23.00h völlig geschafft in die Kojen, ich muss wie immer noch ein bisschen länger aufbleiben – einer muss schließlich die Nachtwache übernehmen.
Doch Spaß beiseite, ich gehe nun auch hundemüde ins Bettchen.

 

Mittwoch, 15.07.2015, der 31. Seetag / Dalarö – Stockholm/Wasahamnen
Gesamt 25.8sm, 13.0sm unter Segel, 12.8sm unter Motor, 05h15′

Über Stockholm liegen dicke Gewitterwolken und es blitzt und donnert dort auch. Grund genug für uns, uns heute morgen noch mehr Zeit zu lassen als sonst. Wir frühstücken in aller Gemütlichkeit, Angie und Inge machen noch einen Spaziergang in den hübschen kleinen Ort und kaufen auch noch Fisch für unser heutiges Dinner ein.

In aller Ruhe wird das Boot startklar gemacht und obwohl über Stockholm immer noch dunkle Wolken hängen, und die beste aller Ehefrauen ein kleiner „Schisser“ ist, besonders was die Kombination Boot/Gewitter angeht, legen wir um kurz nach eins ab.

Wir können sofort die Segel hissen und halsen uns so um die Halbinsel Dalarö herum bis wir ins breitere Fahrwasser kommen. Angie bekommt an ihrem letzten Tag mit der XIOS auf See nochmals alles geboten: Schmetterling fahren und halsen, halsen, halsen.

Bei 3 Bft. aus Südwest lassen wir Munken querab, passieren St. Trätsh und Tallskär. Dann steht eine dunkle Wetterwand vor uns. Da wir sowieso nur noch 2 1/2 Meilen bis zur Enge/Kanaleinfahrt nach Stockholm haben, holen wir die Segel rein und fahren unter Motor weiter. Wir haben Glück, wir bekommen nur wenige Regentropfen ab – das Gewitter zieht seitlich an uns vorbei.

Durch den uns nun schon bekannten Kanal fahren wir gen Stockholm, wieder vorbei an all den Prachthäusern und wieder dürfen wir uns über all die rücksichtslosen Motorbootfahrer ärgern.

Um kurz vor halb sechs verlassen wir das enge Fahrwasser/Kanal und biegen in das breitere Fahrwasser ein, das uns in den Hafen Stockholms führt.

Auch heute kommen uns reichlich Kreuzfahrer entgegen, aller Linien und aller Größen. Dem größten begegnen wir kurz vor unserem Hafen: Es ist „Mein Schiff 4“, das gerade ablegt und dabei wie auf dem Teller dreht. Wir rufen sofort bei Waltraut und Jens-Peter auf dem Handy an. Wir wissen, das sie eine Reise mit diesem Schiff vorhaben. Aber sie werden erst Mitte August auf diesem Dampfer sein. Wir wünschen jetzt schon viel Spaß! Wem es Vergnügen macht, in einem Hochhaus Urlaub zu machen….

Um kurz vor halb sieben sind wir in Wasahamnen, unser Liegeplatz ist frei – ich habe vorsichtshalber vorher mich telefonisch vergewissert- und routiniert legen wir an.

  

Inge kümmert sich um unser leibliches Wohl, nachdem es heute ausnahmsweise für die Damen mal ein Glas Wein zum Anlegen gibt, es gibt die inzwischen bekannte Fisch-Combo „Lax ooch Torsk“ mit Bärlauchrisotto und Kartöffelchen. Lecker, lecker!

Heute sind wir irgendwie alle müde, selbst zum „Phase-10“ Spielen haben wir keine Meinung. Wir sitzen in unserem „Vorzelt“, palavern über die Möglichkeit im Herbst ein Treffen der „Kuba-Fahrer“ zu organisieren. Es wird bereits über das nächste Jahr „gesponnen“, ob wir wohl noch mal alle dazu kriegen, gemeinsam auf einen Törn zu gehen, auch wenn der selbst organisiert wird – und eventuell sogar ohne den „Lieblings-Skipper“  der Damenmannschaft. Na schaun wir mal, ob was draus wird.

Wir haben uns so richtig festgequatscht uns stellen überrascht fest, dass es schon nach Mitternacht ist. Husch, husch ins Körbchen! Schließlich kommt morgen früh (mal wieder) der Segelmacher Martin, um unser LazyJack-Bag abzuholen.

Außerdem wollen morgen die Damen noch ein wenig Sightseeing machen und Inge muss in der Klinik die Rechnungen abholen.

Das war Teil 1 des Berichts von unserem Ostseetörn 2015. Teil 2 behandelt unsere Weiterfahrt von Stockholm zu den Alands und zurück in den Stockholmer Schärengarten.


Andreas und Inge

von der XIOS

 

 

2015 Ostsee Teil 1 – Von Flensburg in den Stockholmer Schärengarten

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