Warnemünde – Swinoujscie
Wir rufen spontan bei unserem Bremer Segelfreund Uwe an, ob er Lust hat mit uns von Warnemünde nach Stralsund zu segeln. Mit Uwe haben wir schon verschiedene Törns, u.a. in der Karibik und auf den Seychellen, gesegelt. Er ist zurzeit in Boltenhagen und sagt direkt zu. Er wird am nächsten Nachmittag nach Warnemünde kommen.
Also verbringen wir unsere XIOS vom Rostocker Stadthafen in die „Hohe Düne“ in Warnemünde. Gegen Abend kommt dann auch Uwe an und wir legen zeitig am Donnerstag, es ist der 25. Mai, ab. Bei überwiegend 4-5 Bft. aus WNW, abends abnehmend, können wir recht gut – meist nur mit der Genua – segeln und kommen nach knapp 11,5h und 56sm in Stralsund an. Ein leckeres Spargelessen in den Wulflam Stuben rundet einen gelungenen Tag ab.
Den Freitag verbringen wir noch gemeinsam mit Uwe und sehen uns – wie schon vor drei Jahren – diese wunderschöne Stadt an. Abends fährt Uwe zurück nach Boltenhagen, um dann mit dem Auto wieder nach Hause nach Bremen zu fahren. Wenn es passt, möchte er später auf unserem Törn noch ein weiteres Stück mitfahren. Aber wir sind sowieso in ständigen Kontakt.
Die Eisenbahnbrücke in Stralsund öffnet nur dreimal am Tag. Am nächsten Morgen drehen wir rechtzeitig vor der Brückenöffnung um 08.20h mit etlichen anderen Booten unsere Runden und warten. Nach pünktlicher Durchfahrt versuchen wir unser Glück mit Segeln, aber bei 1 Bft. Windstärke kommt unsere „kleine Dicke“ absolut nicht in Wallung und wir geben nach 1sm und 1 Stunde auf und motoren durch das Boddengewässer nach Kröslin. Schade, dass wir dieses tolle Segelrevier nicht unter Segeln befahren können.
Am nächsten Morgen motoren wir durch das Fahrwasser in Richtung Ostsee und können dann auch wunderbar segeln. Hoch am Wind segeln wir nach Swinoujscie/Swinemünde und machen nach 6,5 Stunden und 33sm in der „Basen Pólnocny Swinoujscie“ fest.
Swinoujscie – Gdansk
Am Montagmorgen ist es leider wieder vorbei mit der Segel-Herrlichkeit. Statt der vorhergesagten 3-4 Bft. gibt es leider nur 1-2 Bft., so dass wir den größten Teil unserer heutigen Strecke nach Kolobrzeg/Kolberg motoren müssen. Aber die See ist ruhig, also den Autopiloten angeworfen und sich mit Lesen bzw. Akkordeon spielen den Tag „versüßen“. Da wir zwischen den Schießgebieten Nr. 13 und Nr. 12 „Slalom“ fahren müssen, machen wir erst nach etwas mehr als 9 Stunden und 52sm in der neuen Marina „Solna“ fest. Eine sehr schöne und saubere Anlage. Wir genießen den Abend in einem netten Restaurant bei einem leckeren Essen und wundern uns über die Heerscharen meist deutscher Rentner, die hier kuren oder Urlaub machen. Ob das wohl mit den günstigen Preisen hier zu tun hat?
Von Dienstag bis Donnerstag liegen wir in Kolberg fest. Erst Starkwind/Sturm bis 9 Bft. und dann die Sperrung der Schießgebiete 6 und 6b verhindern ein Weiterfahren. Zusätzlich zu den ausgewiesenen Schießgebieten kommen noch Zonen, die als „gefährlich“ deklariert sind und die weit in die Ostsee hineinreichen.
Wir nutzen die Zeit für ein paar kleinere Reparaturen, Sightseeing, Lesen und die erste „Großwäsche“.
Am nächsten Morgen, es ist inzwischen Freitag, der 02.06., können wir dann weiter. 8-12kn Wind aus westlichen Richtungen bescheren uns einen tollen Segeltag!
Bei überwiegend Halbwind- bis Raumschots-Kursen schaffen wir es tatsächlich pünktlich zur Brückenöffnung um 15.00 Uhr in Darlowo/Rügenwalde zu sein. Ein besonderes Ereignis wird uns auch noch zu Teil: Die polnische Marine hat ihre Schießübungen für heute beendet und so fahren wir im Konvoi, vor uns ein Marineschiff und hinter uns ein Marineschiff, in den Hafen. An der Promenade stehen die Menschen und salutieren – natürlich uns!!!
Von der Marina spazieren wir noch in die Stadt auf der Suche nach einem passenden Restaurant. Wir lernen in einer Bäckerei ein deutschsprachiges polnisches Ehepaar kennen, das uns per Sprach-Vermittlung zu wirklich leckerem Brot verhilft und auch einen Restaurant-Tipp für uns hat – allerdings in der entgegengesetzten Richtung von der Marina. Aber da wir ja auch gut zu Fuß sind, gehen wir da hin. Die Restaurantempfehlung entpuppt sich als Pizzeria, wo man mehr schlecht als recht essen kann. Wahrscheinlich ein Verwandter des netten Ehepaares.
Am nächsten Tag nutzen wir die Schießpause, um nach Leba zu kommen. Im ersten Tagesdrittel ist nettes Segeln angesagt, dann schläft der Wind um die Mittagszeit ein, dreht am Nachmittag und bläst direkt von vorne.
Wir tuckern unter Autopilot entlang der Küste und merken gar nicht, dass wir in einem gesperrten Naturschutzgebiet fahren, bis uns die Coast Guard anfunkt, dass wir die 2sm-Schutz-Zone sofort zu verlassen haben. Uups!
Nach 52sm und 10 Stunden steuern wir durch die Steinmolen Einfahrt in Leba in die Marina.
Heute nutzen wir die Schießpause am Wochenende und wollen an und für sich durch die Schießgebiete 6B, 6C und 6A direkt bis Hel durchfahren, aber das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung.
Wir legen um kurz nach 06.00h ab und nach der Abmeldung bei Port Control sind wir schnell aus dem Ansteuerungsfahrwasser und setzen die Segel. Doch nach einer Stunde ist es wieder vorbei mit der Segelei und wir müssen den Motor anwerfen. Unter Stützsegel motoren wir die nächsten zwei Stunden und versuchen dann wieder unser Glück mit der Segelei. Aber um 10.00 Uhr schläft der Wind wieder ein und gegen Mittag fängt es mit Starkregen und ziemlich stürmischer See an. Da auch die Windvorhersage, zumindest eines Wetterdienstes, für den Nachmittag Windstärken von 7 Bft. und mehr vorhersagt, entscheiden wir uns, Wladyslawowo anzulaufen; eine Entscheidung, die sich später als absolut richtig erweist. Es regnet und stürmt die ganze Nacht!
Am nächsten Morgen lässt der Regen gegen 10.00 Uhr nach und wir legen ab. Kurze Zeit später sind die Segel oben und wir segeln entlang der Küste Hels.
Doch eine halbe Stunde nach dem Ablegen fängt auf einmal unsere Zündung an zu spinnen. Das „Motor-bereit-Signal“ piept und die Anzeigen von Tank und Drehzahlmesser flattern hin- und her. Versuche den Motor zu starten sind erfolglos!
Während Inge weitersegelt, überprüfe ich alle Kabelverbindungen und Sicherungen im Motorraum. Nachdem ich eine Sicherung überbrückt habe, alle Verbindungen mit WD40 eingesprüht habe und auch mit meinem Technikfachmann Dirk Becker telefoniert habe, versuche ich den Motor zu starten. Irgendwann (als zufällig beide Instrumente Strom haben) springt der Motor an. Aus Sicherheitsgründen lassen wir den Motor den ganzen Tag mitlaufen. Nun kann man endlich mal toll segeln und hat trotzdem den Krach vom Motor. Aber das Risiko, dass der Motor dann vor der Hafeneinfahrt nicht anspringt, ist mir einfach zu hoch.
Um das „Glück“ für diesen Tag perfekt zu machen, bricht auch noch der Schlitten für den Unterliekstrecker im Baum und ich muss das Unterliek provisorisch fixieren.
Um kurz nach 16.00 Uhr steuern wir die Anfahrt zum Hafen an, vorbei an dem Mahnmal Westerplatte, und motoren dann fast eine Stunde durch Hafen und Kanal bis wir die Stadtmarina Gdansk erreichen. Die neue Fußgängerbrücke kurz vor der Marina stört uns nicht sonderlich. Sie ist zwar defekt aber geöffnet und wir können ungehindert passieren.
Abends holen wir dann Silke und Jochen ab, die uns auf der Überfahrt nach Klaipeda begleiten werden. Wir bummeln noch durch die Altstadt und es gibt im Hard Rock Café einen ordentlichen Burger.